27. Juni 2024 – 8.27 Uhr

Notruf

beim Ulmer Leitstellendisponent Marius Mayer.

Den Standort des Anrufenden kann er über Advanced Mobile Location (AML) bereits ermitteln. Offenbar ein osteuropäischer LKW-Fahrer an der Bundesautobahn A8 zwischen Dornstadt und Merklingen. Die Verständigung ist weder auf Deutsch noch Englisch möglich. Marius kann die Fahrtrichtung des Fahrers oder die genaue Notfallstelle und Details nicht herausfinden.

Durch Aktivierung der bereits eingeführten KI- gestützten maschinellen Übersetzung liegt Marius nach wenigen Sekunden ein Transkript vor: Jetzt wird klar: Schwerer Verkehrsunfall mit mehreren Fahrzeugen.

Marius erklärt dem Anrufer, dass er ihm einen Link geschickt habe. Durch die maschinelle Übersetzung in beide Richtungen versteht der Fahrer die Aufforderung und nimmt ein Video des Unfalls auf. Darauf lassen sich vier beteiligte PKW und zwei LKW erkennen. Die Verformungen der Fahrzeuge deuten auf einen sehr schweren Verkehrsunfall hin. Einige Unfallopfer bluten stark. Den Aussagen des Fahrers kann Marius mittlerweile den Unfallort entnehmen und er entsendet die in Autobahnnähe stationierte Erste Hilfe Drohne zeitgleich mit Alarmierung der Einsatzkräfte.

Durch den entstandenen Stau werden die Einsatzfahrzeuge länger benötigen und die Drohne spielt ihren Geschwindigkeitsvorteil aus. Das transportierte Material zur Blutstillung, die Ulmer TraumaBox® und weiteres benötigtes Material erreicht die Unfallstelle schnell. Sorgen, dass die Drohne nicht ankommt, hat Marius nach zahlreichen erfolgreichen Einsätzen nicht mehr. Im Gegenteil: Gerade im ländlich-strukturierten Gebiet der Albhochfläche wird vom „roten Engel“ (aufgrund der roten Farbe der Drohne) gesprochen. Um den Flug der Drohne muss Marius sich nicht kümmern. Diese fliegt hochautomatisiert die Einsatzstelle an. Im Endanflug bekommt er ein Signal und überwacht die Ablage des Materials, danach steht die Drohne für Erkundungsflüge über der Einsatzstelle zur Verfügung. Den anrückenden Einsatzkräften kann somit direkt eine weitere Perspektive der Einsatzstelle geliefert werden.

Zeitgleich in Senden, Landkreis Neu-Ulm: Feuerwehr-Kommandantin Larissa Schmieder hat Glück gehabt! Ein Feuerwehrkamerad hatte mit seiner Partnerin einen Brandeinsatz in einem Mehrfamilienhaus. Dabei ist plötzlich der Schlauch geplatzt. Larissa erinnert sich an einen ähnlichen Vorfall 2005 in Tübingen. Die vermissten Feuerwehrleute wurden damals zu spät gefunden. Durch das neue Telemetriesystem können Vitalparameter wie Herz- und Atemfrequenz und der Füllstand der Atemluft- flaschen nach draußen übermittelt werden.

Auch durch die Positionsbestimmung im Gebäude auf einer Karte in der Atemschutzüberwachung und bei jedem Feuerwehrangehörigen auf einem Tablet- PC konnten die beiden schnell gerettet werden.

Kreisbrandrat Schmidt führt am Nachmittag eine Nachbetrachtung des letzten Starkregeneinsatzes im Landkreis Neu-Ulm durch. Im Vergleich zu den vorherigen Ereignissen ist der Landkreis dieses Mal gut weggekommen. Neben einer guten Einsatzorganisation lag es dieses Mal vor allem an einer Neuerung: Durch ein mobiles Sensornetz konnten die exakten Pegel der kleineren Bäche und die Regenmengen sehr kleinräumig überwacht werden.

Eine stationäre Pegelung würde zu hohe Kosten verursachen. Die Sensoren sind modular aufgebaut. Durch kurze Umbauzeiten entsteht so ein Gassensor für Schadstoffmessungen bei Großbränden oder ein Personenzähler für Großveranstaltungen. Mehr Sensoren sind in der Beschaffung für weitere Einsatzszenarien.